

Serbien: Studenten blockieren erneut Verkehr in Belgrad und anderen Städten
Hundert Tage nach dem Einsturz eines Bahnhofsvordachs mit 15 Todesopfern haben Studierende in Serbien am Sonntag landesweit wichtige Straßen blockiert. In Belgrad legten hunderte Studierende sieben Stunden lang den Verkehr auf der zentralen Kreuzung und der Gazela-Brücke lahm. Im Gedenken an die Todesopfer hielten sie 15 Schweigeminuten ab und warfen 15 weiße Rosen in den Fluss Sava.
Am 1. November war das Bahnhofsvordach des erst kürzlich renovierten Hauptbahnhofs von Novi Sad eingestürzt. 15 Menschen im Alter zwischen sechs und 74 Jahren kamen dabei ums Leben. Das Unglück war Auslöser wochenlanger Proteste gegen Korruption im Land.
Auch in Novi Sad blockierten Studierende und andere Demonstranten Kreisverkehre an drei Zufahrtstraßen und warfen Rosen in die Donau, wie örtliche Medien berichteten. Einige Demonstranten machten Vetternwirtschaft für das Unglück verantwortlich. Sie riefen "Korruption tötet" und forderten "Gerechtigkeit". In Nis wollten Demonstranten am Nachmittag die Zahlstation der wichtigsten Ausfahrt der Autobahn 1 im Norden der Stadt blockieren.
Studierende sind zur treibenden Kraft bei der Organisation der Proteste geworden. Seit November halten sie die meisten Hochschulen und Universitäten im Land besetzt. Anfang Februar hatten zehntausende Menschen drei Donaubrücken in Novi Sad besetzt, eine davon war 24 Stunden lang blockiert.
Ende Januar trat Ministerpräsident Milos Vucevic zurück, die politische Geste hatte keine Auswirkungen auf die Protestbewegung. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic ruft abwechselnd zu Dialog auf oder macht ausländische Einmischung durch "westliche Staaten" und das benachbarte Kroatien für die Proteste verantwortlich.
"Nicht mich wollen sie zerstören. Sie wollen Serbien zerstören", sagte Vucic am Samstag vor mehreren tausend Anhängern in der nordserbischen Stadt Kikinda. "Es wird keine Revolution in Serbien geben. Das Volk entscheidet in Serbien, und nur bei Wahlen", sagte er.
A.Edwards--MC-UK